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Waiblingen - Stadt des Staufermythos

Alles begann mit Bischof Otto von Feising, dem Onkel und Chronisten Friedrich I. Barbarossa. Der Stauferkaiser Barbarosso veranlaßt seinen Onkel in einer Schrift um 1157 zu verkünden, sein Geschlecht stamme von den "Heinrichen von Waiblingen" ab. Barbarossa hat dann auch tatsächlich von sich selbst und seiner Familie als den "Waiblingern" gesprochen, sich nicht "Staufer" genannt nach seiner Stammburg. Die Bürger der Städte in Norditalien, mit denen er häufig gekämpft hat, bezeichneten ihn und seine Anhänger als die "Ghibellinen", was nur eine italienisierte Form des Namens "Waiblinger" ist.
Wenige Jahre danach wurde die Zuordnung der Salier zu Waiblingen noch verstärkt: 1185 erklärte Barbarossas Notar, Gottfried von Viterbo, der frühere Salierkönig Heinrich IV. sei sogar in Waiblingen geboren: "Nato a loco qui dicitur Guibelinga". Eine Auffassung, die auch andere Chronisten in der Folgezeit weiter verbreiteten.

Mit dem Tod des letzten Stauferkaisers Friedrich II. im Jahre 1250 war auch das staufische Reich zusammengebrochen. Die zentrale Reichsgewalt hatte ihren Einfluß verloren und Streitigkeiten um das süditalienische Königreich und den deutschen Kaisertitel waren die Folge. Aus diesen Wirren entstand die Legende, Friedrich II wäre gar nicht tot sondern lebe in geheimnisvoller Weise weiter. Er sei in ein unterirdisches Schloss des Kyffhäuserberges versetzt worden. Dort säße er schlafend. Zu einer bestimmten Zeit aber würde er wieder auferstehen, das Werk der Staufer vollenden und das Reich zu neuer Größe führen.
Im Laufe der Jahrhunderte übertrug sich diese Sage von Friedrich II. auf die Person Friedrich I. Barbarossa. Wohl deswegen, weil Barbarossa die eigentliche Symbolfigur für die Einigung mehrerer Stämme zu einem Reich war. Die Überwindung der Feindschaft zwischen den Staufern und Welfen wurde ja insbesondere ihm zugeschrieben. Friedrich Rückert griff diese Sage auf und schrieb sein Gedicht "Barbarossa". (rechts)

Waiblingen  -  Besondere Stauferstadt heute

Auch wenn sich aufgrund dieser Vergangenheit bis heute keine direkten staufischen Sehenswürdigkeiten in der Stadt auffinden lassen, darf sich Waiblingen dennoch als eine besondere Stauferstadt empfinden. Und mit einem Besuch des idyllisch erhaltenen Ensembles der Waiblinger Altstadt lässt sich der Mythos immer noch eindrücklich vergegenwärtigen - selbst wenn kein Barbarossa-Schloss zu besichtigen ist. So liest man in den Kronenwächtern - dem Roman von Achim von Arnim -  dann auch, dass Barbarossa es war, der Waiblingen liebte und hier einen Palast erbaute. Mit dem Hochwachtturm ist von Arnims wichtigster Romanschauplatz nachzuerleben.

 







     



 

 

BARBAROSSA
Friedrich Rückert

Der alte Barbarossa,
Der Kaiser Friederich,
Im unterird’schen Schlosse
Hält er verzaubert sich.

Er ist niemals gestorben,
Er lebt darin noch jetzt;
Er hat im Schloß verborgen
Zum Schlaf sich hingesetzt.

Er hat hinabgenommen
Des Reiches Herrlichkeit,
Und wird einst wiederkommen,
Mit ihr, zu seiner Zeit.

Der Stuhl ist elfenbeinern,
Darauf der Kaiser sitzt:
Der Tisch ist marmelsteinern,
Worauf sein Haupt er stützt.

Sein Bart ist nicht von Flachse,
Er ist von Feuersglut,
Ist durch den Tisch gewachsen,
Worauf sein Kinn ausruht.

Er nickt als wie im Traume,
Sein Aug’ halb offen zwinkt;
Und je nach langem Raume
Er einem Knaben winkt.

Er spricht im Schlaf zum Knaben:
Geh hin vors Schloß, o Zwerg,
Und sieh, ob noch die Raben
Herfliegen um den Berg.

Und wenn die alten Raben
Noch fliegen immerdar,
So muß auch ich noch schlafen
Verzaubert hundert Jahr.

Hintergrund und Entstehung der Barbarossasagen