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Das Mittelalter - Hochburg der Sprichwörter und Redewendungen

Redewendungen und Sprichwörter gibt es wie Sand am Meer, doch woher kommen sie, wo ist ihr Ursprung? Viele die wir heute noch benutzen haben ihre Wurzeln im Mittelalter.

 

Ein Schlitzohr sein:

Als Zunft- oder Gildenabzeichen trugen die Handwerksgesellen bereits im Mittelalter einen Ohrring als Erkennungszeichen. Ließ sich nun ein Vertreter dieser Zunft etwas zu Schulden kommen, betrog er oder lieferte besonders schlechte Arbeit ab, wurde ihm die Mitgliedschaft entzogen, und er war nicht mehr berechtigt sein Standesabzeichen zu tragen. Als Zeichen des Ausschlusses wurde ihm der Ohrring herausgerissen. Auch wenn das Ohr irgendwann verheilte, konnte man immer erkennen, dass man es mit einem Schlitzohr zu tun hatte.

 

Die Felle davonschwimmen sehen:

Im Mittelalter spülten die Gerber im ersten Schritt des Gerbprozesses die Felle in fließendem Wasser am Fluß oder Bach. Wenn durch Unachtsamkeit das Fell aus der Hand rutschte, wurde es von der Strömung mitgenommen, schwamm also buchstäblich davon und damit auch der verdiente Lohn. In der heutigen Zeit versteht man darunter unerfüllte Hoffnungen.

 

Etwas ist keinen Heller wert:

Der Heller wurde um 1200 erstmals in Schwäbisch Hall geprägt, war aus dünnem Silberblech und somit nicht viel wert.

 

Auf dem Holzweg sein:

Holzwege waren ursprünglich die schmalen Pfade, die lediglich zur Beförderung von Holz dienten, jedoch zu keinem Ziel führten wie es Wanderer suchten. Bereits im Spätmittelalter ist die sinnbildliche Verwendung des Begriffs belegt, wenn man sich irrt.

 

Wer zuerst kommt, mahlt zuerst:

Vermutlich bezieht sich diese Redewendung auf die Kundenmühlen im Mittelalter, in denen in der Reihenfolge der Abgabe des Getreides gemahlen wurde, im Gegensatz zu den Herrenmühlen, in denen der jeweilige Landesherr bevorzugt wurde. Bereits im 1300 Jh. im Sachenspiegel wird diese Redewendung erwähnt. In der heutigen Bedeutung meint es ebenfalls,  wer zuerst kommt ist auch zuerst dran.

 

Eine Lanze für jemanden brechen:

Gewann der Ritter in einem Turnier den Zweikampf indem er die Rüstung oder den Schild seines Gegners traf, wurde die Lanze gebrochen. Da die Ritter meist für die Angebetete ins Turnier zogen, bewiesen sie der Dame ihres Herzens ihre Zuneigung und widmeten ihr den Sieg, indem sie die Lanze brachen.

 

Einen Zahn zulegen:

Über der offenen Feuerstelle hingen die Töpfe meist an einer Stange mit Einkerbungen. Um das Essen schneller zu kochen wurde die Temperatur erhöht, indem man die Töpfe oder Pfannen niedriger hängte, also näher an das Feuer brachte. Man legte also einen Zahn zu.

 

Auf großem Fuß leben:

Um seine stark deformierten Füße besser verbergen zu können, erfand der Graf von Anjou im 12. Jh. spitze Schnabelschuhe. Die Schuhgröße wurde damit zum Maßstab für gesellschaftliches Ansehen und Besitz.

 

Das geht auf keine Kuhhaut:

Normalerweise wurde Pergament aus Schafs- oder Kalbshäuten hergestellt. Wenn ein Text zu lang war, dann passte er noch nicht einmal mehr auf die viel größere Kuhhaut. Bereits Mitte des 13. Jh. ist diese Redewendung belegt.